Ratgeber Phagentherapie

Noch ist die Corona-Pandemie nicht vollständig überstanden und mit den Affenpocken macht bereits die nächste virale Infektion Schlagzeilen. Dabei geht eine andere Pandemie fast vergessen. Eine stille Pandemie, die seit langem Jahr für Jahr eine Million Menschen oder mehr das Leben kostet: Die Pandemie resistenter Bakterien. Allein in der EU sterben jährlich 33’000 Menschen an einer bakteriellen Infektion, bei der Antibiotika nicht mehr helfen.

In manchen Fällen könnten ausgerechnet Viren diese Patientinnen und Patienten retten: Ganz spezielle Viren – sie heißen Bakteriophagen und greifen nur Bakterien an, aber keine Menschen. Die so genannte Phagentherapie ist experimentell, sie ist in Deutschland, der Schweiz und Österreich noch nicht zugelassen. In Notfällen, wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind, können Spezialisten aber Phagen anwenden.

Das Wissen über die Phagentherapie ist dünn gesät, unter Patientinnen und Patienten, aber auch beim Gesundheitspersonal. Dies möchte ein neuer Ratgeber ändern, den ich mit dem Herzchirurgen Prof. Dr. Christian Kühn geschrieben habe. Christian Kühn wendet mit seinem Team von Spezialisten im Nationalen Phagenzentrum der Medizinischen Hochschule Hannover seit einigen Jahren die Phagentherapie an. Mich fasziniert und beschäftigt die Methode und ihre schillernde Geschichte seit Jahren, wie Leser von «Gesund durch Viren» oder «Viruses vs. Superbugs» wissen.

Wir erklären verständlich die Grundlagen der Phagentherapie und schildern den Ablauf Schritt für Schritt – von den ersten Überlegungen, ob die Methode im konkreten Fall Hilfe bieten könnte, bis zur Anwendung. Wir diskutieren eingehend den aktuellen Wissens- und Forschungsstand, die möglichen Anwendungsgebiete, die Vor- und Nachteile, die offenen Fragen und in welche Richtung es in Zukunft gehen könnte.

Der Ratgeber richtet sich an eine breite Leserschaft: Patienten und Patientinnen, Angehörige, Ärztinnen und anderes Gesundheitspersonal. Eine klare Strukturierung, unterschiedliche Vertiefungsstufen, Gebrauchshinweise, Tabellen und ein ausführliches Register erleichtern es, die gewünschte Information rasch zu finden.

Karin Hollricher hat im Laborjournal (12/2022) eine ausführliche Besprechung des Buchs publiziert. Ein Auszug:

Selten habe ich ein Buch in der Hand gehabt, dessen Inhalt dermaßen gut strukturiert und didaktisch aufbereitet ist. Kompliment dafür! Und gleich noch eines für die bei aller notwendigen Ausführlichkeit erreichten Verkürzung der Themen, die von der Biologie der Phagen, der Forschung daran, über Heilversuche und klinische Prüfungen bis zu den (Un)tiefen der Bürokratie hinsichtlich der Zulassung einer Therapie reichen. Auch Ansprechpartner für Hilfe suchende Patienten fehlen nicht. Und – aller guten Dinge sind drei – noch ein Kompliment für die kritische Gelassenheit, mit der sich die Autoren unbeirrt zwischen dem Hype für die Lösung eines großen Problems und der Hyperängstlichkeit vor möglichen medizinischen Risiken bewegen.

Michael Lange hat «Bakteriophagen» in Deutschlandfunk Kultur besprochen. Auch davon ein Auszug:

Das Buch überzeugt durch eine klare Gliederung. Jedes Kapitel beginnt mit großen Fragen und endet mit kurzen Zusammenfassungen. Häusler und Kühn bieten eine Einführung in die Welt der Phagen, geeignet für betroffene Patientinnen und Patienten oder auch für Hausärzte, denen diese Art der Therapie noch fremd ist. Das Buch lässt sich von vorn nach hinten lesen. Man kann aber auch Kapitel, die zu sehr ins Detail gehen, oder einzelne Beispiele überspringen.
„Bakteriophagen“ ist kein klassischer Ratgeber, aber eine ebenso hilfreiche wie seriöse Informationsquelle. Während in den Medien oft übertriebene Hoffnungen geschürt werden, formulieren Häusler und Kühn ihr Wissen zurückhaltend.
Sie benennen klar die Möglichkeiten der Bakteriophagen, aber auch die Schwierigkeiten bei der Therapie. Immer wieder stellen sie klar: Erst weitere Forschung kann der Außenseitermethode zum Durchbruch verhelfen. Noch können Bakteriophagen Antibiotika nicht ersetzen.

«Bakteriophagen» basiert auf Hunderten von Studien. Um den Ratgeber übersichtlich zu halten, sind die Referenzen dazu im Band selbst nicht aufgeführt, Sie finden Sie hier.
Eine Vorschau mit detaillierterer Inhaltsangabe und Leseprobe ist hier.

Der Band ist im September erschienen (Verlagsseite). Er wird bei allen online-Händlern und Buchhandlungen erhältlich, bzw. zu bestellen sein.

Lebhafte Forschung

Zahl an Publikationen in der Medline. Suchbegriff «phage therapy». Suche ausgeführt am 21.8.2022

Die Phagentherapie hat sich in den letzten Jahren rasch entwickelt. Zahlreiche Studien und Fallbeschreibungen wurden veröffentlicht. Seit des Redaktionsschlusses Ende Februar 2022 sind bereits viele weitere Publikationen dazugekommen. Ich werde wichtige Entwicklungen und herausragende Studien im Blog aufgreifen. Auf einer separaten Seite werde ich neue Fallberichte und wichtige Studien auflisten. Sollte ich etwas übersehen, bin ich über eine Mitteilung froh.